Venture Capital

Performance von Venture Capital-backed IPOs

3.1 Empirische Untersuchungsergebnisse

Begonnen wird mit der während der Bookbuilding Phase veröffentlichten Preisspanne. Das Bookbuildingverfahren ist ein relativ neues, Zuteilungsverfahren für Neuemissionen. Hierbei gibt das Emissionshaus für das zu platzierende Aktienpaket eine Preisspanne vor. Die Investoren können unter Angabe von Menge und Preis ihre Angebote abgeben. Aus den abgegebenen Angeboten ermittelt das Emissionshaus den Emissionspreis. Diesem Verfahren wird unterstellt durch Informationsgewinnung in der Pre Marketing und Bookbuilding Phase flexibel auf Marktanforderungen reagieren zu können. Die Bookbuildingspanne betrug durchschnittlich 18%, bezogen auf den unteren Wert und zwar unabhängig davon, ob ein Venture Capital Backing vorlag oder nicht.[6] Die Standardabweichung lag bei 6%. Die Ausgabe der Aktien erfolgte in 77,7% aller Fälle exakt zur oberen Preisspanne, die anderen Emissionen lagen, mit einer Ausnahme, um durchschnittlich 11,75% und einer Standardabweichung von 6,8% darunter. Es bestand wieder kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Da die Platzierungen zur oberen Preisspanne erfolgten, muss unterstellt werden, dass entweder der vor Platzierung ermittelte Unternehmenswert unter dem vom Markt angenommenen Wert liegt, oder vom Markt die gezielte Wahl der Preisobergrenze als voraussichtlicher Platzierungspreis, als Qualitätssignal erwartet wird. Die Ausübung des Greenshoes erfolgte bei 62% aller Emissionen. Das Underpricing fällt für beide Gruppen unterschiedlich hoch aus. Während nicht unterstützte Platzierungen am ersten Börsenhandelstag durchschnittlich um 43% stiegen, stiegen Venture Capital Backed Unternehmungen sogar auf durchschnittlich 60%. Die Standardabweichung bestätigt diese Relation. Sie beträgt 66% bei den nicht gestützten und 80% bei den gestützten IPOs. Kein Underpricing entstand bei 5,2% der Backed Unternehmungen und sogar bei 9,9% der nicht unterstützten Platzierungen. Dies betraf allerdings überwiegend Unternehmungen, die bereits unter der oberen Preisspanne emittierten. Die Annahme eines höheren Underpricings bei einem Venture Capital Backing ist nicht zu verwerfen.

Tab. 1: Höhe des Underpricings bei nicht gestützten IPOs
Nicht VCB N Mittelwert Standardabweichung
Underpricing aller Aktien 87 43,2 66,0
mindestens 6 Monate notiert 60 45,3 71,6
mindestens 12 Monate notiert 23 75,6 92,2
(Nach Mayer, 2001)

Tab. 2: Höhe des Underpricings bei Venture Capital Backed IPOs
VCB N Mittelwert Standardabweichung
Underpricing aller Aktien 115 60,5 80,4
mindestens 6 Monate notiert 76 71,7 80,8
mindestens 12 Monate notiert 38 90,6 85,5
(Nach Mayer, 2001)

Betrachtet man die Emissionen, die bereits über sechs Monate am Neuen Markt notiert sind, so stieg das Underpricing auf 45% bei nicht gestützten IPOs. Bei Venture Capital Backed IPOs betrug es 72%. Bei Unternehmungen, die schon über ein Jahr emittiert waren, lag das Underpricing sogar noch höher: 76% ohne und 91% mit Unterstützung. Dies bedeutet, dass bereits gewisse Erfahrungswerte verfügbar waren und es den Investoren besser gelang, den Marktwert einer Unternehmung einer Wachstumsbranche einzuschätzen.[7] Die emittierten Unternehmungen profitierten davon und mussten aufgrund des nicht mehr so hohen Underpricings geringere Opportunitätskosten hinnehmen bzw. können, bezogen auf den Marktwert der emittierten Aktien mehr Eigenkapital einstellen. Dies war eine äußerst positive Entwicklung, des damaligen Marktsegments Neuer Markt, was im Endeffekt Erfahrungskurveneffekte widerspiegelt. Es lässt sich vermuten, dass die Begleitung von Platzierungen durch Venture Capital Gesellschaften eine höhere Bewertung der platzierten Aktien durch den Markt zur Folge haben könnte, also zusammen mit der unterstellten erhöhten Monitoring-Aktivität ein Qualitätssignal für die emittierte Unternehmung sein kann. Ob es sich hierbei nicht doch bloß um eine Ausgabe von Aktien unter Wert und damit um Opportunitätskosten für Venture Capital Backed IPOs oder gar um kurzfristige Überreaktionen des Marktes handelt, muss die anschließende Performance-Analyse neben der Wertentwicklung der beiden Gruppen zeigen. Matija Denise Mayer konnte in ihren Untersuchungen zwar ein branchenabhängiges Underpricing feststellen, das heißt, dass es in unterschiedlichen Branchen ein unterschiedlich hohes Underpricing gab, allerdings konnte kein Zusammenhang zwischen Venture Capital Backed IPOs und nicht Venture Capital Backed IPOs festgestellt werden.[8]

Tab.3: Zahl der IPOs nach Branchen und nach Venture Capital Backing inklusive
Höhe des Underpricings nach Branchen
Branche Häufigkeit Prozent VC Backed Underpricing
Telekommunikation 5 2,4 3 86,9
Netzwerkinfrastruktur 6 2,9 2 61,2
Biotechnologie 7 3,4 5 30,1
Distribution 7 3,4 2 24,5
Produktion 8 3,9 3 99,4
Spezialmaschinenbau 9 4,4 5 51,6
Rechtehandel/Filmverleih 9 4,4 5 70,1
Hardware 11 5,3 7 72,6
Internetsoftware 12 5,8 11 43,1
Internetservices 14 6,8 8 87,1
Elektro/Elekrotechnik 15 7,3 9 10,5
Softwareentwicklung 17 8,3 12 50,2
IT-Services 23 11,2 10 32,8
Sonstiges 63 30,6 33 k.A.
(Nach Mayer, 2001)

[6] vgl. Mayer (2001), S. 1050

[7] vgl. Mayer (2001), S. 1053

[8] vgl. Mayer (2001), S. 1054
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