Venture Capital

Performance von Venture Capital-backed IPOs

4. Datenerhebungsdesign der zweiten Untersuchung

Bisher wurde nur auf die Zusammenhänge in einer Hausse Phase eingegangen. Wie aber sehen die Zusammenhänge in der Baisse Phase aus? Lassen sich die Erkenntnisse übertragen, oder ist dies nicht möglich? Die folgenden Ausführungen stellen sich denselben Grundproblematiken, konzentrieren sich allerdings auf die Zusammenhänge in einer Abschwungphase.



Seit Ende der Aufschwungsphase am Neuen Mark im März 2000 hat das Vertrauen der Investoren zwischenzeitig deutlich gelitten. Um es zurückzugewinnen, schien es einleuchtend, Aktien mit geringer Marktkapitalisierung von der Notierung auszuschließen.



Vor dem Delisting sind jedoch die Erkenntnisse von Gompers zu berücksichtigen.[15] Er stellte fest, dass junge Venture Capital Gesellschaften dazu tendieren, ihre Beteiligungen früher am Markt einzuführen. Dieser Effekt wird von Gompers als Grandstanding bezeichnet. Megginson, Weiss sowie Barry stellten fest, dass Venture Capital Backed Unternehmungen signifikant früher an die Börse gehen als die anderen, wofür sie das Qualitätssignal, das von den Venture Capital Gesellschaften ausgeht, verantwortlich machten.[16] Fraglich bleibt allerdings, ob Venture Capital Gesellschaften ihre Beteiligen zu früh an die Börse bringen und sie für die zahlreichen Delistings am Neuen Markt in irgendeiner Weise verantwortlich gemacht werden können. Stellt Underpricing auch einen Indikator für Grandstanding dar, so impliziert dies zugleich eine bessere Wertentwicklung. „Wenn Grandstanding allerdings als Erklärung für Delisting am Neuen Markt dient, dann gilt es die These der besseren Performance zu überprüfen.“[17] Es stellt sich ebenso die Frage, ob das Vertrauen in die Werthaltigkeit der Aktien im Aufwärtstrend zu groß war (Overconfidence) und im Abwärtstrend zu gering (Underconfidence).



Matija Denise Mayer stellte in einer zweiten Untersuchung fest, dass lediglich 23 der Venture Capital Backed IPOs bis zum Stichtag (8. April 2002) von der Notierung am Neuen Markt ausgeschlossen wurden. Das waren weniger als die Hälfte der Delister.[18]



Wie sehen jetzt die Verhältnismäßigkeiten in den Unterschiedlichen Trendphasen aus? Die erste Gruppe beinhaltet die Werte, die während des Aufwärtstrends bis zum 10. März 2000 emittiert wurden, während die zweite Gruppe die des Abwärtstrends umfasst. In der ersten Phase fanden 220 Börsengänge statt, von denen mit 111 etwa die Hälfte Venture Capital Backed waren. Im Abwärtstrend wurden 124 Aktien emittiert, davon 64 Aktien gestützt. Der durchschnittliche Emissionspreis von 28 € während der Aufwärtsphase liegt um ca. 30% höher als während der Abwärtsphase mit 21 €. Der Unterschied hinsichtlich der ersten Notierung fällt erwartungsgemäß höher aus, denn im Aufwärtstrend lag dieser bei durchschnittlich 46 € während er im Abwärtstrend auf nur 27 € stieg. Dabei ist jedoch zu beachten, dass im Abwärtstrend alle Notierungen fallen und dennoch Investoren einen Emissionsgewinn erzielen können. Während das Underpricing in der Aufwärtsphase durchschnittlich 61 % betrug, fiel es in der Abwärtsphase auf 28 %, womit es immer noch deutlich höher lag, als an Börsensegmenten außerhalb des Neuen Marktes. Offen bleibt an dieser Stelle, inwiefern dieses Ergebnis mit Grandstanding in Verbindung zu bringen ist.









Tab. 14: Unterschied zwischen Aufwärts und Abwärtstrend
Ausgabepreis (€) Erste Notierung (€) Underpricing
Alle Aktien (344/327) 25,46 39,43 49
Aufwärtstrend (220) 28,06 46,28 61
Abwärtstrend (124) 20,84 27,27 28
(Nach Mayer, 2003)



„Da die Notierungen im Trend fallen, fehlt den Investoren das Vertrauen in die künftige Wertentwicklung der Aktien. Damit verbunden ist ein höheres Risiko der am Neuen Markt notierten Werte.“[19]

[15] vgl. Gompers (1996), S. 142

[16] vgl. Megginson; Weiss (1991), S. 880 und Barry, Muscarella, Peavy, Vetsuypens (1990), S. 453

[17] Mayer (2003), S. 179

[18] vgl. Mayer (2003), S. 181 ff.

[19] Mayer (2003), S.183
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